Bisher ging es nur um Probleme durch Strahlung.

Es gibt ein weiteres Problem. Das Problem der SUCHT in Kombination mit verminderter Hirnreifung bei Kindern.

In der nachfolgend genannten Leitlinie geht es um Kinder und Jugendliche.
Hier habe ich – zum Glück – keine eigenen Erfahrungen, kenne aber persönlich mehrere Erwachsene, die sich selbst als „etwas“ süchtig bezeichnen. Wenn man sich im öffentlichen Raum umschaut und die Menschen betrachtet, die unentwegt auf ihr Handy schauen, ist die Einschätzung wahrscheinlich richtig.

Die Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmgebrauchs in Kindheit und Jugend Register-Nr. 027-075, Klasse S2k – 15.7.2023 (1. Auflage 2022), Version 1.0 findet sich unter:

https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-075

Man findet u.a. Empfehlungen, die Handynutzung – je nach Lebensalter - stark bis ganz einzuschränken.
Für Skeptiker: Diese Leitlinien wurden für Mediziner formuliert!

Zu diesem Thema hat Diagnose:Funk eine DVD veröffentlicht:
„Aufwach(s)en im Umgang mit digitalen Medien“

Neben dem Hauptfilm, der die Problematik verständlich aufzeigt, erläutert Frau Prof. Teuchert-Noodt in einem Fachvortrag WIE Handynutzung biochemisch Sucht auslöst und eine gesunde Ausbildung des kindlichen Gehirn VERHINDERT. Ein Kind, dass ein Handy als Spielzeug nutzt wird sein Potential nie ausbilden können und gewisse soziale Fähigkeiten nie erlangen! Diesen biochemischen Teil zu kennen könnte hilfreich sein, da die Gefahr sonst leicht als „unbewiesen“ und „übertrieben“ abgetan werden könnte.

Prof. Teuchert-Noodt erläutert, was mit dem Gehirn passiert, wenn Kinder bzw. Jugendliche vor dem 18.-20. Lebensjahr digitale Medien nutzen.
Obwohl mir die menschliche Anatomie, das Nervensystem und das Hormonsystem des Menschen gut geläufig sind, musste ich mir diesen Vortrag dreimal ansehen, um ihn halbwegs zu verstehen.
Begriffe wie „limbisches System“, „Hippocampus“, „Stirnhirn“, „Feedback-Mechanismus“ und „Dopamin“, könnten Menschen, die mit Medizin gar nicht vertraut sind, verschrecken. Ich habe mir daher ein Beispiel ausgedacht, um das Prinzip zu erklären!

Verständnis ist wichtig! Wenn man etwas versteht, ist man leichter gewillt/fähig, Veränderungen im Leben vorzunehmen. Und Handys/Tablets nicht mehr zu nutzen, ist eine sehr große Veränderung!

DAS PRINZIP KRÜMELMONSTER

Jeder kennt das Krümelmonster aus der Sesamstraße. Auch, wenn man es nicht kennt, kann man es sich leicht vorstellen. Der Name sagt alles; da ist ein Monster, das alles in sich reinschaufelt, was es zu fassen kriegt und dabei ordentlich krümelt.
Das „Krümelmonster“ ist unser „limbisches System“; Eine Region im Gehirn. Es ist wild auf Neues. Immer wenn etwas Neues passiert, fängt es sofort an zu fressen.
Das „Fressen“ ist die Ausschüttung des „Belohnungshormons“ Dopamin.
Die „Krümel“, die herabfallen locken ein kleines Vögelchen an. Über die Krümel bekommt auch das Vögelchen seine kleine Portion Dopamin. Es arbeitet im "Stirnhirn". Es schaufelt aber nicht alles wahllos in sich hinein, sondern sieht sich konzentriert alles genau an, was da so liegt. Es pickt sich das heraus, was langfristig wirklich interessant und hilfreich ist. Daran möchte sich das Vögelchen erinnern, weil es für die Zukunft wichtig sein könnte. Es wird also sortiert und so abgelegt, das man es auch wieder finden kann.
Wenn das Vögelchen genug hat, flattert es zum Krümelmonster. Statt weiter zu schaufeln, hält das Monster dem Vögelchen nun seine Hände hin, damit es sich dort hinsetzen und ausruhen kann. So ruhen nun beide.

Das Krümelmonster ist im Gegensatz zum Vögelchen schon sehr früh ausgewachsen. Das Vögelchen hingegen braucht 18-20 Jahre! Also unsere gesamte Schul- und Ausbildungszeit!

Es ist unser Arbeitsgedächtnis und hier reift auch unsere soziales Mitgefühl. Unser Empathie für andere Menschen.

Digitale Medien; v.a. Handys und Tablets bergen folgendes Problem:

In enormer Geschwindigkeit wird immer wieder NEUES präsentiert. Dieses Neue nehmen wir aber nur über unsere Augen auf. Das überlastet den Teil unseres Gehirns, den man Sehrinde nennt. Man kann gar nicht so schnell gucken wie irgendwo was aufploppt oder ein interessantes Filmchen angepriesen wird. Immer wieder Neues!..
Das Krümelmonster frisst und frisst… ABER… es frisst vor Überforderung nun auch noch die Krümel, die eigentlich für das Vögelchen gedacht sind!
Das Vögelchen verhungert! Es wird niemals sein Erwachsenenalter erreichen.
Ohne dieses Vögelchen hört das Krümelmonster aber NIE auf zu fressen!
Die Rückmeldung „Jetzt ist es genug.“ kommt nicht mehr, da das Vögelchen nicht mehr da ist und neben dem Sortieren des Neuen auch für Konzentration gesorgt hat. Konzentration wird nicht mehr belohnt!
Die Sucht nach Neuem nimmt kein Ende.

Wieso ist digitale Kommunikation im Gegensatz zur analogen so gefährlich?
In der realen, DREI-dimensionalen Welt wäre der Mechanismus ein anderer!
Die digitale Welt ist ZWEI-dimensional und hier (fast) nur auf das Sehen beschränkt.
Gespräche finden in Schriftform statt und Dialoge geschehen zeitversetzt und nicht direkt.
Sprachliche Mittel wie Betonungen und Pausen werden nicht vermittelt und auch Sarkasmus oder Ironie sind in Schriftform schwer erkennbar.

Bei einer DREI-dimensionalen Wahrnehmung ist das anders. Hier bringen

  • Blickkontakt
  • Mimik
  • Gestik
  • Körperhaltung
  • Stimmfarbe und - klang

weitere wichtige Informationen!
Sofern man gelernt hat, diese Informationen zu deuten!

Diese Bandbreite an Informationen wird z.B. beim VORLESEN aus einem Bilderbuch bedient:

Auf dem Schoß oder im Arm eines vertrauten Menschen. (Berührung):
Es wird vor vorgelesen. (Hören, Stimmfarbe, Mimik, Gestik) und das Kind zwischendrin immer wieder angesehen.
Durch die Berührung eines vertrauten Menschen wird außerdem noch das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet und es kommt zu Entspannung und Schlaf…

BLICKKONTAKT!...

Leider sieht man heute häufig Mütter, die ihr Baby im Kinderwagen vor sich herschieben oder auf dem Arm tragen und dabei auf ihr Handy schauen statt in das Gesicht des Kindes!
Babys und Kleinkinder brauchen den liebevollen Blick der Eltern. So fühlen sie sich wahrgenommen und lernen Gefühle anhand von Mimik zu erkennen.

Außerdem ist beim Menschen BLICKKONTAKT die Initiation zur Stirnhirnreifung!
Blickkontakt ist einer der Krümel für das Vögelchen!

Zweidimensional bedeutet alleine mit einem Handy in der Hand, auf eine 2-dimensionale Struktur zu schauen.

Es kommt immer etwas Neues, aber es sind nur Fragmente, die nacheinander angeschaut werden und keine direkte Reaktion erfordern.
Wird man angeschrieben, kann man auch später antworten.
Es gibt heute schon Jugendliche, die nicht mehr telefonieren, weil sie verlernt haben, sofort auf Gesagtes zu reagieren.

Dreidimensional bedeutet:
Man sitzt z.B. mit Familie oder Freunden zusammen. Das sind echte Menschen.
Die Dinge geschehen gleichzeitig!
Das bedeutet, man

  • SIEHT
  • HÖRT
  • RIECHT und
  • SPÜRT sie.

Man spürt deren Energie sogar, wenn man sie nicht berührt!

Und wenn man gemeinsam isst oder trinkt,

  • SCHMECKT

man sogar noch etwas, während man sich in Gesellschaft befindet.

Digitale Medien sind beschränkt auf das SEHEN. Es gibt zwar auch die Möglichkeit von Ton, aber den kann man bei Bedarf leiser stellen oder ausschalten.
Mit Menschen geht das nicht!

Daher flüchtet man, wenn es zu viel wird und verlässt die Gesellschaft…, der analoge Moment, wo das Vögelchen sagt: „Jetzt ist es genug.“

Das Problem liegt damit nicht nur in der von Prof. Teuchert-Noodt beschriebenen Überforderung der Sehrinde, sondern nach meinem Verständnis in der Tatsache, dass die anderen Sinne nicht gleichermaßen angesprochen werden.
Wir sind Menschen. Wir portionieren Informationen nicht in Nullen und Einsen wie ein Computer. Wir lernen anders. Informationen, die mit allen Sinnen aufgenommen werden, können wir uns besser merken, als Informationen, die nur über EINEN Sinn ins Gehirn gelangen.

Ein Psychologe, dessen Namen ich mir leider nicht erinnerlich ist, meinte:
Gravitation lernt man nur durch Hinfallen und nicht durch Fingerwischen auf dem Tablet.

ERWACHSENE

Was die Erwachsenen betrifft. Hier sollte das Stirnhirn - je nach Generation - zwar ausgereift sein, aber Veränderungen lassen sich auch hier bereits feststellen.
Der Umgang ist aggressiver geworden.
Menschen filmen eine Unfall statt zu helfen!

Vielleicht kommt es zu der allseits gefühlten Überforderung, den Burnouts und Depressionen, die sich in den letzten Jahren vervielfacht haben auch durch die virale Nutzung der digitalen Medien?

Hier kommt vermutlich erschwerend hinzu, dass niemand etwas verpassen will und dazu gehören möchte. Auch wenn man sich dafür eine Vielzahl von unwichtigen Mitteilungen anschauen muss… Es könnte ja was interessantes/Neues dabei sein…