Sie interessieren sich für klassische Homöopathie bzw. spielen mit dem Gedanken sich eventuell einmal homöopathisch behandeln zu lassen?

Im Folgenden finden sich Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Was bedeutet „klassische“ Homöopathie?

Es gibt viele Medikamente, die als „homöopathisch“ bezeichnet werden und in der Apotheke erhältlich sind. Das sind Mittel, die gezielt bei Husten oder sonstigen Einzelbeschwerden eingesetzt werden. Sie ersetzen pharmazeutische Medikamente. Wenn man jedoch von „klassischer“ Homöopathie spricht, gelten folgende Kriterien:

  • Der Behandler führt ein Gespräch von 1-2 oder sogar mehr Stunden mit dem Patienten (Erstanamnese).
  • Er schreibt dieses Gespräch fast wörtlich mit.
  • Nach dem Gespräch wird das Gesagte vom Homöopathen ausgearbeitet und das passende Mittel ausgewählt.
  • Die Ausarbeitung dauert in der Regel ebenso lange wie die Anamnese selbst.

  • Der Patient erhält die ausgewählten Globuli, um davon lediglich eine Gabe; z.B. 3 Kügelchen, in der vom Behandler gewählten Potenz, einzunehmen.

  • Je nach Behandler wird zwischen 2 und 6 Wochen abgewartet, bevor das Mittel wiederholt wird bzw. ein Nachgespräch erfolgt.
  • Das Nachgespräch dauert je nach Verlauf etwa eine halbe bis eine Stunde.
    In diesem Nachgespräch wird das weitere Vorgehensweise besprochen; d.h. entschieden, ob das Mittel gut gewählt ist oder nach einem anderen Mittel gesucht werden muss.

Meine Anamnesen dauern in der Regel ca. 3 Stunden. Das Gespräch ist erst beendet, wenn der Patient nichts mehr zu erzählen hat und ich keine Fragen mehr habe. Mein Patient/in nimmt sein Mittel dann einmal ein, wiederholt nach 2 Wochen und kommt nach ca. 4 Wochen zum Nachgespräch. 

Wie läuft eine Erstanamnese ab?

Sie schildern möglichst ausführlich die Beschwerden, die Sie zum Homöopathen geführt haben; z.B.

  • dass der Arm schmerzt,
  • wann er schmerzt (Bewegung, Tageszeit etc.)
  • wie er schmerzt (brennen, drücken, stechen etc.)
  • was bessert oder verschlechtert den Schmerz  (Wärme, Ruhe, Druck etc.) 
  • vor allem seit wann er schmerzt

Es ist u.a. wichtig, was zu dem Zeitpunkt, an dem die Beschwerde begann, in ihrem Umfeld passiert ist. Möglicherweise haben Sie sich von Ihrem Partner getrennt, sind umgezogen, jemand ist gestorben, Sie haben die Arbeit gewechselt, haben sich furchtbar über jemanden geärgert oder sich schlicht verkühlt. Das gleiche Prinzip gilt auch für Ängste oder sonstige Erkrankungen.

Wenn sie alles erzählt haben, was Ihnen dazu einfällt, werden weitere Fragen nach Vorlieben bzw. Abneigungen bei Lebensmitteln, Tieren etc. gestellt und nach ihren Ängsten, Träumen, ihrer Kindheit, Schlafgewohnheiten, früheren Beschwerden uvm. gefragt.

Was ist mit Säuglingen und Kleinkindern?

Auch kleine Kindern zeigen schon sehr individuelle Verhaltensweisen. Darüber hinaus sind die Schwangerschaft und die Erlebnisse der Mutter während der Schwangerschaft mittelweisend.

Was bedeutet „richtiges Mittel“?

In der Schulmedizin(=Allopathie) erhält man in der Regel für jede einzelne Beschwerde ein einzelnes Medikament; eins für den Hautausschlag, eins für den Bluthochdruck, eins für die Gedächtnisstörung. In der klassischen Homöopathie sucht man „das eine Mittel“, das sowohl den Hautausschlag, den Bluthochdruck als auch die Gedächtnisstörung positiv beeinflusst.

Warum schreibt der Homöopath alles mit?

Wie eben erklärt wird dieses „eine“ Mittel gesucht. Zur Mittelfindung dient nicht nur die Schilderung Ihrer körperlichen Beschwerden, sondern mehr noch Ihre Verhaltensweisen, Ansichten, Empfindungen und Ihre Ausdrucksweise, denn jeder Mensch hat ebenso wie das für ihn passende Mittel, seine ganz individuellen Züge.

Ein Beispiel:
In einem Gespräch fällt des Öfteren das Wort „Fleiß“. Zusätzlich mag der Patient gerne Honig und die Schmerzen, die er beschreibt sind stechend. Es gibt ein Tier, das ist fleißig, macht Honig und sticht: Die Honigbiene. Diese Honigbiene gibt es als homöopathisches Mittel. Es heißt Apis mellifica.

Noch ein Beispiel:
Ein Patient ist sehr geschäftig, immer in Aktion, ist gerne und oft in Gruppen zusammen bzw. hat eine riesige Familie. Die Schmerzen sind brennend. Alle diese Merkmale finden sich auch bei der Ameise
Der Fachausdruck lautet: Formica rufa.

So werden Ihre individuellen Eigenheiten mit den Eigenheiten der bekannten homöopathischen Mittel verglichen. Wenn sich das Mittelbild immer so schön deutlich zeigen würde wie in den beiden kleinen Beispielen, wäre alles ganz einfach. Leider gibt es etwa 5000 (bisher bekannte) verschiedene Mittel und unter diesen Mitteln gibt es noch andere, die fleißig oder geschäftig sind, stechenden oder brennenden Schmerz haben und gerne unter Menschen sind.... Viele Mittel sind sich sehr ähnlich. Die Aufgabe des Homöopathen ist es daher, das ganz Besondere an Ihnen zu suchen, das so eindeutig wie möglich auf das richtige Mittel weist. Ich vergleiche das gerne mit einem Puzzle. Sie geben dem Homöopathen während des Gesprächs im übertragenen Sinn immer wieder einzelne Puzzlestückchen. Der Homöopath versucht dann, sie den bekannten Mitteln zuzuordnen.

Schauen Sie sich die folgenden 3 Bilder an. 

 

 

 

Wenn Sie Puzzleteile (= Ihre Geschichten, Erlebnisse oder Beschwerde) abgeben, die blau (Himmel) sind oder grün (Bäume undPflanzen), sind sie wenig individuell und passen zu jedem Bild. Sogar die vermeintlich auffällige lila-gelbe Blume findet sich in jedem Bild. Und nicht nur das; lila-gelb findet sich sowohl in der Blume als auch im Schmetterling. Wenn aber in diesem Beispielfall ein Puzzleteil gelb-schwarze Streifen zeigt, ist das etwas sehr Spezielles und weist hier eindeutig auf die Biene hin. Wespen sind teilweise auch gelb-schwarz gestreift. Sie unterscheiden sich allerdings in ihrer Lebensweise von den Bienen.

Neben dem individuellen Verhalten kann auch die Ausdrucksweise Hinweise auf das Mittel liefern. Man kann z.B. auf viele Arten sagen, dass man sich wohl fühlt: der eine fühlt sich pudelwohl der andere wie ein Fisch im Wasser der nächste als hätte er am Honigtopf genascht Jeder bevorzugt unbewusst bestimmte Worte. Der "Fisch im Wasser" könnte Hinweise auf ein Wassertier sein, der "Honigtopf" Hinweis auf "Biene/Apis" oder aber auch "Bär".  Ein Wort alleine reicht  nicht aus als Hinweis auf ein Mittel, aber wenn sich in der Anamnese bestimmte Themen und Worte häufen, sind das wichtige Hinweise. Der Behandler schreibt daher möglichst viel mit, damit keine Information verloren geht.

Hat das Mittel gewirkt?

Diese Beurteilung sollten Sie unbedingt mit dem Behandler/in gemeinsam durchführen. Zum Einen ist nicht alles "schlecht", was beim ersten Hinsehen schlecht zu sein scheint und zum Anderen vergisst man sehr schnell, dass man Schmerzen hatte, wenn sie nicht mehr da sind..., weil man sich immer auf die Beschwerden konzentriert, die man noch hat. Es kann vorkommen, dass Sie auf die Frage, ob es Ihnen bessergeht sagen: „Nein, überhaupt nicht!“ Und wenn gefragt wird: „Was machen denn Ihre Kopfschmerzen?“ kann es sein, dass Sie sagen: „Welche Kopfschmerzen?, Ach die. Ja, wenn Sie so fragen; die sind gar nicht mehr da.“

Eine homöopathische Heilung ist immer ein Prozess. Diesen Prozess hat ein mir nicht persönlich bekannter Homöopath sehr anschaulich beschrieben. Ich habe mir dieses Beispiel ausgeliehen und das Original gekürzt. Es heißt:

Die homöopathische Ritterburg

Jeder kennt eine Ritterburg. Es ist ein Gebäude, das außen von einer hohen Mauer umgeben ist, vor der sich auch noch ein Wassergraben befindet. Im Inneren finden sich der König und seine Untertanen. Im übertragenen Sinne sind Wassergraben und Mauer unsere Haut, die inneren Gebäude sind unsere Organe, der König ist unser Gehirn und die Untertanen sind unsere körpereigene Abwehr. Nun wird diese Burg angegriffen, weil jemand den König stürzen will. Der Feind (Bakterien, Pilze oder Viren) scheitert, wenn wir gesund sind, sogleich am Wassergraben, unserer Haut. Aber man sieht, dass gekämpft wird. Unsere Haut ist z.B. rot, schmerzt und juckt (eine Entzündung). Wenn der Kampf vorbei ist, ist alles wieder gut. Wenn der Feind aber unseren Wassergraben überwindet, weil jemand die Zugbrücke runtergelassen hat (z.B. eine kleine Schnittwunde), gelangt er ins Innere der Burg. Nun wird hier gekämpft. Der Kampf äußert sich weniger auf der Haut sondern verstärkt z.B. in einem kräftigen Husten. Während wir husten, haben wir also nicht unbedingt Hautprobleme, denn da wird ja nicht mehr so stark gekämpft. Der Feind ist schon tiefer eingedrungen und unsere gesamte Abwehr versucht, ihn dort zu stoppen. Wenn das nicht gelingt, überwältigt der Feind die Untertanen im Inneren und nimmt auch noch den König gefangen. Der König ist unser Hirn. Er kann keine Befehle mehr erteilen, weil er vor Schreck nicht mehr klar denken kann und die verbliebenen Untertanen sind hilf- und ratlos, da ihnen Führung fehlt. Das heißt auch im Inneren wird es ruhig – der Husten hört auf, aber das Hirn ist angeschlagen. Das äußert sich möglicherweise in allgemeiner Schwäche, Antriebslosigkeit oder Gedächtnisstörungen. Die Schlacht scheint verloren.

Nun kommt die Homöopathie ins Spiel: Die „Kügelchen“ enthalten, wenn man so will, einen Schlachtplan, der dem König sagt, welche Befehle er seinen Leuten geben soll, solange er nicht selbständig denken kann. Die sind nun in der Lage, den König wieder zu befreien. Der Geist wird wieder klar, aber der Krach im Inneren geht wieder los (wir husten wieder). Dann drängen die Untertanen den Feind wieder an den Wassergraben zurück. Innen wird’s wieder ruhig, aber am Wassergraben herrscht wieder großes Spektakel (die Haut muckt wieder). Bis zum guten Schluss der Feind geschlagen abzieht und auch am Wassergraben Ruhe herrscht. Die Welt ist wieder in Ordnung.

Leider läuft die Realität oft anders ab. Da zeigt sich Krawall am Wassergraben und statt unsere Untertanen zu unterstützen, die sowohl am Wassergraben kämpfen als auch im Inneren für Nachschub an Waffen und Verpflegung sorgen, nehmen wir ein Medikament, dass die Schmerzen nimmt oder den Juckreiz verschwinden lässt. Auf gut deutsch: Wir schläfern die Jungs an der Mauer ein. Nun denken die Leute drinnen. Kein Bedarf mehr an Nachschub? Dann ist der Feind wohl geschlagen. Aber weit gefehlt. Der Feind nutzt diese Fehleinschätzung und drängt nach innen bis er – im schlechtesten Fall - den König unterworfen hat. Wie man an diesem Beispiel sieht, werden wir von außen nach innen krank. Und wenn wir gesund werden wollen, erfolgt die Heilung meist rückwärts. Das Beispiel erklärt auch, warum bei einer homöopathischen Behandlung häufig (aber nicht immer) alte Beschwerden wieder auftauchen. Zur Beruhigung: Sie sind üblicherweise nicht so stark und lange anhaltend wie sie es früher waren und somit leichter zu ertragen. Anhand dieser alten Beschwerden und anderen körperlichen, emotionellen und geistigen Erscheinungen kann der Homöopath beurteilen, ob ein Mittel gut wirkt oder nicht. 

Noch ein Wort zu dem, was häufig beim ersten Hinsehen als „schlecht“ bezeichnet wird. Unser Körper hat seine Methoden, unerwünschte Eindringlinge loszuwerden. Das sind Fieber, Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche, Tränen oder starker Speichelfluss. Er versucht hier immer, etwas hinaus zu befördern. Das heißt; das „Schlechte“ ist gar nicht so schlecht. Es geht nach kurzer Zeit wieder vorbei. Bei andauernden Verschlechterungen muss aber in jedem Fall Rücksprache mit dem Behandler genommen werden.

Wovon hängt die weitere Vorgehensweise ab?

Die Geschichte der Ritterburg zeigt anschaulich, dass wir nicht erwarten können, mittels Kügelchen (Globuli) schlagartig gesund zu werden. Hier wird ein Prozess in Gang gesetzt, der seine Zeit braucht. Er geht mal langsamer und mal schneller. Je nach Art der Erkrankung, je nach Person. Im Nachgespräch zeigt sich, ob der Prozess, den Feind nach außen zu drängen, noch läuft oder ob die „Untertanen“ wieder etwas ins Innere zurückweichen mussten und nochmal „Informationen“ brauchen. Im Nachgespräch entscheidet der Homöopath, ob die weitere Entwicklung abgewartet wird, ob das Mittel wiederholt werden muss oder ob das Mittel nur teilweise oder überhaupt nicht gewirkt hat. Wenn es nicht gewirkt hat, bleibt es Ihnen überlassen, Ihrem Homöopathen einen zweiten homöopathischen Versuch zu gewähren, eine andere Therapieform zu wählen oder einen anderen Homöopathen auszuprobieren. Ich hoffe jedoch, dass Sie nicht so schnell aufgeben. Es gibt immer wieder Fehlversuche, bevor man das richtige Mittel findet, aber auf der anderen Seite gibt es enorme Erfolge, wenn man das richtige Mittel endlich gefunden hat.

Auch die Fehlversuche können hilfreich sein, weil sich aufgrund dessen Symptome oder Befindlichkeitsveränderungen zeigen, über die bis dahin noch nicht gesprochen wurde oder deren Wichtigkeit nicht genügend gewertet wurde. Die Einbeziehung dieser Information kann den Weg zum richtigen Mittel weisen. 

Wo hilft Homöopathie?

Ich traue der Homöopathie sehr viel zu und glaube, dass der Patient  im Unterbewusstsein weiß, welches Mittel er benötigt und  es über seine Symptome, Geschichte, Sprache und Körpersprache ausdrückt.

Der Schwachpunkt ist der Behandler selbst. Er muss die Geschichte des Patienten in homöopathische Muster übersetzen bzw. die Puzzleteile, den richtigen Bildern zuordnen.

Das oben genannte Beispielbild zeigt, dass das nicht immer einfach ist…
… aber einen Versuch ist es immer wert!